Zum ersten Mal seit Verhängung der Corona-Maßnahmen waren wir mit der Klimawache wieder auf der Straße. Und das hat sich ganz toll angefühlt, wieder mit Euch zusammen in der Öffentlichkeit sichtbar zu werden.
Leider konnten wir wegen der etwas ungewohnten Situation während der Vorbereitungen nur wenig Werbung machen. Dennoch waren wir sehr froh, dass trotzdem 20 Klimawächter:innen gekommen sind um öffentlich zu bekunden, das Klimaschutz Thema bleiben muss.
Auch mit der Einhaltung der behördlichen Auflagen für unsere Veranstaltung zur Eindämmung der Corona-Krise hat es sehr gut geklappt. Ein Riesen „Danke schön!“ an Euch, dass Ihr alle mitgeholfen habt das umzusetzen.
Thematisch haben wir diesen Monat lokale und bundesweit relevante Themen behandelt. Dazu hatten wir Pasqua Theus vom Bürgerbegehren Radentscheid Bonn und Stefan Rostock von Germanwatch eingeladen.
Falls Ihr es nicht geschafft habt selber vorbeizukommen, gibt es drei Videos auf denen Ihr Euch die wichtigsten Beiträge ganz in Ruhe anschauen könnt (die Links dazu stehen unten bei den Themen). Hierfür gilt unser großer Dank einmal mehr dem Pilger, dem unermüdlichen Chronisten der Klimaschutzbewegung im Rheinland, der schon seit Jahren viele Demos, Aktionen und Veranstaltungen filmt und ins Netz stellt.
Bonn steigt auf
Das Bürgerbegehren Radentscheid Bonn setzt sich für eine bessere Fahrradinfrastruktur in Bonn ein. Die unabhängige Initiative arbeitet parteipolitisch unabhängig und ehrenamtlich gemeinsam mit einem breiten Bündnis an Unterstützer:innen für die Mobilitätswende in Bonn ein.
Pasqua Theus, einer der 70 Mitinitiator:innen, war gekommen um uns über den aktuellen Stand zu informieren. Seine Motivation beim Radentscheid mitzuarbeiten, nährt sich unter anderem durch seine Erlebnisse bei der täglichen Fahrt zur Arbeit von Beuel nach Poppelsdorf: „Es gibt keine angenehme und sichere Möglichkeit diesen Weg mit dem Fahrrad zurückzulegen.“ Wenn man die Radspurführung im Bereich Oxfordstrasse/Bertha-von-Suttner-Platz beobachtet, wie morgens Eltern mit ihren Kindern links und rechts von Autos und Bussen umgeben, mit dem Fahrrad ihren Platz finden müssen, wird einem schon mulmig.

Nicht nur deswegen hat der Radentscheid Bonn 7 Ziele formuliert: unter anderem ein durchgängiges, größeres und vor allem sicheres Radwegenetz, sichere Ampelkreuzungen und Einmündungen, etc. Die allesamt sehr konkret und praktisch formulierten Ziele könnt Ihr auf der Website nachlesen.
Wenn die nötige Zahl von 10.000 Unterschriften zusammen kommt, muss der Stadtrat sich mit dem Bürgerbegehren befassen. Damit dies sicher gewährleistet ist, hofft der Radentscheid auf deutlich mehr als die Mindestanzahl. Schließlich hat selbst Aachen bei seiner Aktion „Aachen sattelt auf“ beeindruckende 37.000 geschafft – und das bei knapp 70.000 weniger Einwohner:innen.
Hoffen wir, dass die gesetzten Impulse endlich bei der Politik ankommen. Das Konzept „Bonn wird Fahrradhauptstadt 2020“ aus dem Jahr 2011 ist in weiten Teilen sehr gut, so Pasqua Theus, es müsse nur endlich konsequent umgesetzt werden. Wir finden: setzt man alleine das Jahr 2020 als Maßstab, so könnte man vom Scheitern der Stadt Bonn auf ganzer Linie sprechen. Aber das Jahr ist ja auch noch nicht vorbei …
Politik ist fähig in der Krise rasch zu handeln
Zusammen mit Stefan Rostock von Germanwatch aus Bonn wollten wir beleuchten, wie denn der Einfluss der Corona-Krise auf Aspekte des Klimaschutzes und generell nachhaltigen Handelns ist. Wenn auch die öffentliche Wahrnehmung in weiten Teilen auf anderen Themen liegt, sind die Krisen in denen wir uns vor dem Frühjahr 2020 befanden ja nicht einfach so verschwunden.

Stefan Rostock stellte fest, dass die Lobbyist:innen von Auto-, Luftverkehr und Kohleindustrie sich offenbar nicht von der Coronakrise einschüchtern lassen, die Zivilgesellschaft jedoch ganz empfindliche Einschränkungen hinnehmen musste. „Die Kräfte der Vergangenheit (z.B. der fossilen Industrien) sind wesentlich besser organisiert als die Kräfte einer noch offenen Zukunft“. Er zeigte sich deswegen froh, dass die Klimawache Bonn wieder auf die Straße geht.
Die Corona-Krise hat allerdings jetzt schon bemerkenswerte Effekte aufgezeigt: Rostock nennt dabei vor allem drei Beobachtungen:
- „In der Coronakrise haben Virologen auf einmal ganz viel Gehör bekommen und wir wünschen uns das auch für Klimawissenschaftler“
- „In der Debatte um den Weg zurück in die Normalität ist vielen Menschen bewusst geworden, dass wir auch vor Corona schon in anderen Krisen steckten: Klimakrise, Biodiversitätskrise, etc. und dass wir dahin nicht wieder zurück wollen“
- „Politik ist offensichtlich fähig in einer Krise rasch zu handeln. Deshalb wäre es zu hoffen, dass nun so gehandelt wird, dass auch die anderen Krisen mitgedacht werden.“
Auch wenn viele damit argumentieren, dass durch die Corona-Maßnahmen der CO2-Ausstoß abgenommen hat – der Klimawandel macht keine Pause! Wir sehen die Auswirkungen des Zyklons vor Bangladesh, in der Karibik gab es weit vor der Hurricane-Saison bereits einen ersten großen Wirbelsturm, wir hatten gerade global den wärmsten April seit Beginn der Aufzeichnugnen und gerade erleben wir wieder einmal zwei Dürremonate mit viel zu geringem Niederschlag. Es ist eher vergleichbar mit einer „Badewanne die bereits überläuft. Durch die Corona-Maßnahmen haben wir den Hahn ein kleines bisschen zugedreht, aber die Wanne läuft immer noch über“
Die NGO Germanwatch führt selber keine direkten Entwicklungsprojekte in den Ländern des globalen Südens durch, sondern schaut auf den Einfluss und die Maßnahmen der Bundesregierung zu Entwicklungsthemen mit besonderem Augenmerk auf Klimaschutz, Umweltschutz, Energiewende und Landwirtschaft.
Nach der Klimawache ist vor der Klimawache
Wir werden uns jetzt startklar machen für die nächste Klimawache am 16. Juni 2020. Das Thema werden wir in Kürze bekannt geben. Bitte verfolgt dazu die aktuellen Infos auf unseren Social-Media-Kanälen.
Bis bald auf dem Münsterplatz, mit einem schönen Gruß aus der virtuellen Klimawache-Schaltzentrale!!!
